Julia Holbe,

kann U und E und andere Vokale.

“Schon meine Kindheit machte mich zu einem (wenn auch zufälligen, ich will nicht sagen unfreiwilligen) Teil der Popkultur: Geboren 1969 während Neil Armstrong den Mond betrat (Zufall), im RTL-Funkhaus und zwischen den Kulissen der Starparade aufgewachsen, später nach dem Literaturstudium zwanzig Jahre Lektorin im S. Fischer Verlag, und zwangsläufig durch die stetige Beobachtung der Gegenwart Schriftstellerin geworden.”

Foto: Mathias Bothor

  • Peace, Love and Understanding (What´s so funny ´bout)

    Popliteratur in drei Worten

  • Highwaist Jeans

    Ein Popkultur-Trend, den Du literarisch nie verarbeiten würdest?

  • Dass der Refrain gut ist.

    Woran erkennst du, dass ein Text “pop” ist?

Foto: Mathias Bothor

LitHAUX: Gibt es eine Popkultur-Ikone, die dich literarisch inspiriert?

JH: Jane Birkin und Snoopy. Und ja, auch Tom Waits.

LitHAUX: Was war der „popigste“ Moment deiner Karriere?

JH: Als ich 1979 mit Abba gesungen habe.

LitHAUX: Wenn du ein Kapitel deines Lebens als Songtitel benennen müsstest – wie würde er lauten?

JH: Tchiki Boum

LitHAUX: Was kann Literatur von Popmusik lernen?

JH: Lernen von, gähn. Locker in den Knien bleiben!

LitHAUX: Hochkultur oder Popcornkino: Wo fühlst du dich wohler – und warum?

JH: Popcornkino ohne Popcorn und dafür mit Champagner und Krabbencocktail (weniger knistern und mehr bitzeln)

LitHAUX: Gibt es ein Buch, das deiner Meinung nach zu Unrecht als „nur Pop“ abgetan wird?

JH: Ich finde es prinzipiell schade, Bücher abzutun, weswegen auch immer. In Deutschland ist die Kluft zwischen E und U im Gegensatz zu anderen Ländern besonders groß, und es werden sehr gerne sogenannte „populäre“ Bücher arrogant in die Ecke gestellt. Ernsthaft Lesen sollte auf keinen Fall Spaß machen oder unterhalten. Dabei ist es ein herausragendes Merkmal von guter Literatur, dass sie unterhält. Mir fällt immer sofort Nora Ephron ein, die amerikanische (Drehbuch-)Autorin, Regisseurin und Essayistin, die mein großes Vorbild ist in witzigen, klugen und ernsthaft unterhaltenden Büchern und Filmen.

LitHAUX: Was muss ein Text haben, um Euch wirklich zu überraschen?

JH: Das, was alle machen wollen, nur anders. Und besser. Viel besser.

DAS INTERVIEW

LitHAUX: Jetzt bist Du Teil der Jury des Deutschen Popliteraturpreises. Wurde Zeit oder?

JH: Aber klar.

LitHAUX: Wir haben den Preis gegründet, weil wir keine Lust mehr auf Mittelmaß, Moden und en vogue-Themen hatten. Siehst Du das ähnlich – und wie sorgst Du als Juror dafür, dass wir nicht in dieselbe Falle tappen?

JH: Schon allein wegen Magic, Pop und Ewigkeit werden wir nicht in die Fallen des klassischen Literaturbetriebs tappen.

LitHAUX: Worauf wirst Du bei den eingesendeten Texten besonders schauen?

JH: Wie gut gekleidet sie sind. Und Zeichensetzung. 

LitHAUX: Deine Bücher sind Bestseller – wie gehst du mit dem vermeintlichen Gegensatz von Hochkultur und Popkultur um?

JH: Welchem Gegensatz? 

LitHAUX: Was ist der hässlichste Satz, den Du je geschrieben hast? Was ist der Schönste?

JH: Es war eine dunkle und stürmische Nacht.

Foto: Mathias Bothor

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